Japan 2006

Eine Einladung der National Folk Dance Federation of Japan zum 50jährigen Bestehen war der Anlass wieder einmal mit einer Gruppe Volkstänzer nach Japan zu reisen. Wir, dass sind 16 Mitglieder vom Ring, dazu 10 Freunde aus Erbach, Finkenbach, Lüneburg, Malmö, Quickborn und Salzgitter, bereiteten sich an drei Wochenenden intensiv auf die gewünschten Auftritte vor.

Gruppenbild

Am 9. Mai begann die Reise in Hamburg am Flughafen zunächst mit einem Geburtstagsständchen für Gerda aus Quickborn, mit Sekt aus der Flasche, Kuchen vom Blech und Walzer in der Abflughalle.

Der Geburtagsküchen

Danach einchecken und ab ging es, zunächst nach Frankfurt. Dort trafen wir unsere Freunde aus Erbach und Finkenbach. Gemeinsam stiegen wir in die Maschine nach Narita (Tokio). Nach einem 12stündigen Flug kamen wir am späten Nachmittag in Tokio an, herzlich begrüßt von unserer Sachiko, die uns auf der Reise als Dolmetscherin begleiten wollte. Dann wurden wir sogleich per Bus nach Yokohama ins Hotel gebracht. Dort fand schon eine Stunde nach unserer Ankunft eine Begrüßungsparty für die ausländischen Gäste statt. Außer uns waren je eine Gruppe aus der Tschechischen Republik, aus Slowenien und aus China eingeladen. Erst nach dieser Party konnten wir uns ausruhen und den Zeitunterschied von 7 Stunden auszugleichen versuchen.

In Yokohama fand das Festival statt, zu dem 11.000 Teilnehmer aus ganz Japan angereist waren. In der Eröffnungsveranstaltung mit allen Teilnehmern zeigten wir eine Suite von fünf Tänzen, da jeder Gruppe nur 10 Minuten zur Verfügung standen.

Köpenick Suite

Während des Festivals hatten wir drei Vorführungen von jeweils zwei Stunden für insgesamt 2.000 Zuschauer mit großem Erfolg. Nach jeder Abendveranstaltung gab es ein Essen in einem Restaurant.

Außerdem unterrichteten wir an drei Vormittagen je eine Stunde in Workshops unterschiedlich jeweils 300 bis 2.500 Teilnehmer, die begierig waren, einige unserer deutschen Volkstänze zu erlernen. So ein Workshop gestaltete sich derart, dass der Tanzleiter in der Hallenmitte mit einer Tänzerin und der Dolmetscherin die einzelnen Teile eines Tanzes zeigte und erklärte, die anschließend von den Teilnehmern nachgetanzt wurden. Sobald angesagt wurde, dass eine Tanzphase gezeigt wird setzen sich die ersten drei Kreise auf den Boden, die nächsten drei Kreise knien sich hin, damit die Außenstehenden auch etwas sehen können. Unsere Mitglieder hatten sich dabei jeweils in der Halle verteilt und halfen, wo dies nötig war. Dabei ist es immer wieder erstaunlich, wie schnell die meisten Teilnehmer unsere Tänze aufnehmen. Im Anschluss an jeden Workshop gab es ein "Kastenessen", eine Zubereitung japanischer Speisen in einer Verpackung zubereitet und ein Getränk.

Workshop

Nach dem letzten Workshop fand abends eine Abschlussveranstaltung mit Buffet für die teilnehmenden ausländischen Gruppen im Hotel statt, bei der die Leiter der Gruppen Dank sagten und die Geschenke für die Federation überreichten. Gleichzeitig bekam jede Gruppe eine japanische Puppe geschenkt.

Am Tag nach dem Festival war für unsere Teilnehmer frei. Eine Gruppe fuhr mit unserer Dolmetscherin nach Kamakura, wo sie ein 38 Meter hohe Budda-Figur und einen Tempel besichtigten, an das Meer gingen und original japanisch zu Mittag aßen. Alle anderen ruhten sich aus und besuchten das höchste Gebäude von Japan, den Landmark-Tower mit dem Lift in 40 Sekunden auf 273 Meter Höhe! und von der Aussichtsplattform hatten wir eine wunderbare Aussicht über den Hafen und die Stadt.

Budda in Kamakura

Am Dienstag fuhren wir mit dem Shinkansen in 2 Stunden nach Kyoto. Dort wurden wir im Kyoto Royal Hotel untergebracht. Anschließend besichtigten wir die Sehenswürdigkeiten der alten Kaiserstadt, darunter als Weltkulturerbe den goldenen Pavillon Rokuon-ji-Tempel. Abends gab es eine regionale Spezialität mit Tofu. Weiter fuhren wir am nächsten Tag nach Nara, der zweiten alten Kaiserstadt, wo wir ein weiteres Weltkulturerbe, den Phönix-Tempel, im Todaij-Tempel die riesige Buddha-Statue und eine fünfstöckige Pagode besichtigen durften. Leider bescherte uns dabei der über Südjapan tobende Taifun einen ganzen Regentag.

Der Golden Tempeln

Am frühen Abend fuhren wir mit dem Expresszug weiter nach Ise in der Präfektur Mie. In Ise wurden wir von der Tanzgruppe der Stadt schon am Bahnhof mit einem "Herzlich Willkommen-Schild" und Fähnchen in Empfang genommen und im City-Hotel untergebracht. Dort bekam Heiner seinen im Shinkansen vor zwei Tagen liegen gelassenen Rucksack gegen eine kleine Gebühr wieder ausgehändigt! "Auch in Japan kommt nichts weg". Am nächsten Tag war ein Empfang beim Bürgermeister für den Delegationsleiter und einem Paar in Tracht, der gleichzeitig von der Presse und dem örtlichen Fernsehen wahrgenommen wurde. Anschließend fuhren wir mit der Gruppe in eine Perlenzuchtanstalt und bekamen einen Einblick in die Perlenzucht, die in einer großen Bucht ihre Bänke hat. Nach einem Mittagessen besuchten wir in kleinen Gruppen ein Museumsdorf, in dem sich kleine Läden befinden. Am nächsten Tag erlebten wir eine Prozession mit ca. 1.000 weiß gekleideten Japanern, die an zwei langen Tauen einen großen, altertümlichen Wagen auf 2 Rädern mit einem großen Holzbalken drauf zum Tempelgelände zogen. Diese Prozession findet nur alle 20 Jahre statt. Mit den neuen Holzbalken werden alte Balken am Tempel ausgetauscht. Am Nachmittag besuchten wir ein Aquarium mit Vorführungen der Seelöwen und Seehunde. Danach hatten wir Zeit zum Ausruhen, bevor wir von der Gruppe zur Abschiedsfeier in ein chinesisches Restaurant gebracht wurden. Dort zeigten unsere Gastgeber einige Tänze, wir tanzten etwas und dann wurde gemeinsam getanzt, deutsche und japanische Tänze.

Einen Kuß gefällig

Am nächsten Vormittag zeigten wir auch in Ise unser für das Festival vorbereitetes Programm. Anschließend mussten wir unsere Koffer umpacken, da wir auf der Weiterreise für 2 Tage nur kleines Gepäck, einschließlich der Tracht, mitnehmen durften. Die großen Koffer wurden direkt nach Tokio, in unser Hotel vorausgeschickt.

Am frühen Abend wurden wir per Bus zur Tanzgruppe in Komono gebracht. Dieser Ort feierte sein 50jähriges Stadtjubiläum. Dort erwartete uns ein großer Empfang durch den Bürgermeister der Stadt, den Lions-Club und den Tanzkreis. Ein feudales Abendbuffett für alle war vom örtlichen Lions-Club gestiftet worden. Danach durften wir auch das Thermalbad des Hotels aufsuchen. Für die Nacht wurden alle Teilnehmer privat in Familien aufgenommen. Deswegen durften wir nur mit kleinem Gepäck anreisen, da die japanischen Wohnungen in der Regel sehr klein sind. Wohl alle Teilnehmer haben einen sehr vergnüglichen Abend in ihrer Familie verlebt. Henry und ich wurden um 22 Uhr dezent zum Schlafen geschickt! Am Sonntag trafen wir uns zunächst in einem Café, da unsere Gastgeber noch einige Vorbereitungen zu treffen hatten. Bei herrlichem Wetter hatten wir vor einer traumhaften Bergkulisse eine Tanzvorführung im Freien und anschließend einen Workshop für die Bürger der Stadt. Anschließend reisten wir, herzlich verabschiedet von unseren Gastgebern, mit der Regionalbahn und dem Shinkansen weiter nach Tokio in unser Hotel in Shinyuku. Am Mittwoch waren wir zu einer ganztägigen Besichtigungstour nach Nikko eingeladen, einer sehenswerten Stadt mit vielen buddistischen Tempeln und Shinto-Schreinen.

Tanzvorführung

Der letzte Tag führte die Gruppe noch einmal in einen sehenswerten Stadtteil Asakusa, in dem ebenfalls ein großer Schrein zu besichtigen war. Außerdem konnten wir dort die letzten Geschenke für unsere Angehörigen kaufen. Eine Sayonaraparty, die wir am Abend in den Räumen des ehemaligen olympischen Dorfes gestalteten, bildete den Abschluss dieser einmaligen Reise. Mittwochmorgen starteten wir mit dem Bus zum Flughafen Narita, um wieder nach Hause zu fliegen, nicht ohne uns von unserer Sachiko mit einem großen Dankeschön für ihre unermüdliche Tätigkeit als Dolmetscherin von morgens bis spät abends zu verabschieden.

Mit tausenden Bildern und Videoaufnahmen und vielen schönen Erinnerungen im Gepäck kamen wir spätabends wieder in Hamburg an.

Arnold Bökel